Kurz nach Freiburg durfte ich außerdem feststellen, dass ich das wichtigste Tool einer Bikereise vergessen hatte – mein Multitool. Da mein Hardtail keine Befestigungslöcher hat, musste ich die vorderen Gabeltaschen mit einer Art Klemme befestigen, die sich aber nach ein paar Kilometern schon wieder gelockert hatte. Aushelfen mussten zwei Gummistraps, die das Problem tatsächlich solide für die nächsten zehn Tage regelten. Ich war abends auf der Schwäbischen Alb verabredet, und da ich nicht spät in der Nacht ankommen wollte, setzte ich mich nach 70 km in den Zug für die restlichen Kilometer. Krafttechnisch war die Entscheidung auch nicht ganz verkehrt. Tag zwei fing mit etwas Nieselregen an, der mich aber nicht weiter störte. Auch heute hatte ich wieder eine Verabredung für abends in Augsburg. Nach 100 km auf dem Sattel hatte ich die Wahl zwischen weiteren 60 km nach Augsburg oder der Autounterstützung der Person, die ich besuchen wollte. Ich entschied mich für die Autounterstützung, da ich keine weiteren 60 km an Tag zwei geschafft hätte. Auf die 100 km an dem Tag war ich echt stolz. Das Schöne, wenn man etwas Neues ausprobiert, ist, dass man ständig kleine Erfolgserlebnisse hat – auch wenn es körperlich echt anstrengend ist.
In Augsburg hatte ich dann direkt einen Pausentag, den ich nutzte, um verschiedene Fahrradläden abzuklappern, die mir leider nur bedingt helfen konnten. Ein Multitool war schnell gefunden, aber es hat sich noch ein Problem aufgetan: Der Sattel, der mit einer Art Klemme befestigt war, blieb nicht in der Position, in der ich ihn haben wollte. Egal wie fest ich die Schrauben anzog – er bewegte sich nach wenigen Kilometern wieder nach hinten. Somit saß ich die ganze Zeit nicht optimal. Das Problem konnte ich auch während der ganzen Reise nicht beheben – selbst nach einem zweiten Fahrradladen-Besuch in Wien nicht, obwohl dort alles gegeben wurde. Ich fand mich mit der Zeit damit ab und bildete mir ein, gegen Ende der Reise auch nicht mehr so sehr zu spüren, dass der Sattel zu weit hinten war. Was ich jedoch am Ende der Reise spürte, war ein leichter Schmerz im linken Ellenbogen. Ich nehme an, dass dieser durch die etwas zu große Distanz zwischen Sattel und Lenker kam. In den kommenden drei Tagen fuhr ich an der Donau entlang bis nach Wien. Ich merkte, dass ein gutes Frühstück für mich essenziell war, damit ich nicht nach ein paar Kilometern wieder anhalten musste, sondern mit guter Energie durchhalten konnte. Ich lernte, mir kleine Ziele über den Tag verteilt zu setzen, damit ich nicht schon morgens die Motivation verlor – denn 140 km hören sich echt lang an und können demotivieren, wenn man nicht gut vorankommt. Mein erstes Tagesziel lag oft nach 30–40 km in Form einer Bäckerei oder eines Cafés. Nach weiteren Kilometern um die Mittagszeit kam meist ein Supermarkt für Snacks und belegte Brötchen – und am Nachmittag nochmal ein Café oder eine Cola bei einem Kiosk. Mit dieser Routine kam ich langsam weg von dem unangenehmen Gefühl und den Gedanken, ob ich das, was ich hier machte, überhaupt wollte. Ich kam hin zu Tagen, in denen ich Spaß am Radeln hatte. Ich merkte auch, dass ich mir genügend Snacks auf den Lenker legen musste. Bei so viel Sport den ganzen Tag ist es wichtig, dem Körper regelmäßig Energie nachzuliefern. Hier hatte ich alles – vom Apfel am Wegesrand über Chips, Nüsse oder Trockenfrüchte – manchmal sogar Gummibärchen.